Es ist Montag der 3. Juni 2017, 5 Uhr morgens …

Der Radiowecker reißt Günter S.(46) aus dem Schlaf. Der Oldie-Sender spielt Modern-Talking.  Herr S. quält sich aus dem Bett. Gestern ist es etwas später geworden bei der Arbeit. Dienst am Pfingstmontag – mal wieder.

Früher konnte er danach wenigstens ausschlafen. „Ja, ja der Pfingstmontag“ murmelt Herr S., “ist das wirklich schon fünf Jahre her?“ Es hat sich wirklich einiges getan, seit damals. – Nur nicht in seinem Haus.

Als 2005 die Eigenheimzulage plötzlich doch gestrichen wurde, mussten sie Abstriche machen.  Und inzwischen hat sich Familie S. daran gewöhnt. … An die frei liegenden Leitungen und den Betonfußboden. Der Strom wurde auch mal wieder erhöht, jedes Jahr um 20 cent die kWh. Fernsehen und PC hat die Familie ja schon lange abgeschafft, denn wer will schon 80 EURO im Monat an die GEZ und die Kosten für Mails zahlen…

„Die Mehrwertsteuer muss erhöht werden“– haben sie damals gesagt. Das würde auch Entlastung in der Haushaltskasse bringen. – Sie wurde im Laufe der Jahre erhöht – auf genau 25%.

Gut, denkt Herr S., dass damals die Garage noch nicht fertig war. Denn der Wagen ist längst verkauft. Zu teuer, seit es keine Kilometerpauschale mehr gibt. Und erst der Benzinpreis an den Tankstellen, der liegt nun ja auch bei 2,80 €/Liter. Und mit dem Bus und Bahn dauert es in die City ja auch nur zwei Stunden.

Und was man dabei für nette Leute trifft. Zum Beispiel die Blondine, die Herrn S. immer so reizend anlächelt. Zurücklächeln mag er nicht.  – Wegen seiner Zähne. Aber was will man machen? 7000 EURO für zwei Kronen sind viel Geld.  Und schon die Brille musste er selbst bezahlen. Hat dabei aber 15 EURO gespart, weil er nicht zum Augen- , sondern zum Hausarzt gegangen ist. – Wegen der Überweisung.

Trotzdem: Der Urlaub fällt flach. „Das könnte Ärger geben zu Hause“ stöhnte Herr S. vor sich hin.  Traurig erinnert er sich an letzten Weihnachten als es nichts gab. 2013 wurde nämlich auch in der freien Wirtschaft das Weihnachtsgeld gestrichen. Im Öffentlichen Dienst ist das ja schon 1 Jahr vorher passiert, als damals beschlossen wurde, dass nun Beamte wie alle anderen auch gekündigt werden können.

„Und bis wann gab es eigentlich Urlaubsgeld?“, fragt Herr S., –  er kommt nicht drauf. Damals hatte er noch genügend Urlaub, um das Urlaubsgeld auszugeben.

Heute sind es ja gerade mal 19 Tage im Jahr. Pfingstmontag? 1.Mai? Geschichte… Das stand nicht auf der Agenda 2010 – so hieß es doch, oder? Aber man soll nicht meckern. Die da oben, weiß Herr S., müssen noch viel mehr ackern. Darum kann Günter S. mit der 45 Stunden-Woche auch ganz gut leben. Er hat auch keine Wahl. Seit der Kündigungsschutz auch in großen Betrieben gelockert wurde, mag man sich mit den Bossen nicht mehr verscherzen.

Wer will sich schon einreihen, in das Heer von neun Millionen Arbeitslosen?  Aber den Feiertagszuschlag für den Dienst an Pfingsten vermisst er schon.

Was soll´s – in 24 Jahren wird er 70, dann hat er es hinter sich.

So üppig wird die Rente zwar nicht ausfallen, denn 2005 hat ja die neue Kanzlerin beschlossen, dass es bis 2010 keine Erhöhungen mehr gibt – und so soll es ja nun die nächsten 5 Jahre nochmals sein.

Vielleicht hätte er sich damals doch das mit diesem Network überlegen und informieren sollen statt auf den Fernsehbericht zu hören, dessen Moderator ein halbes Jahr später wegen Schmiergeldzahlungen vom Sender entlassen wurde…

Doch wer weiß, vielleicht bringt ihn das Rauchen vorher um. Obwohl er weniger qualmt, seit die Schachtel 12 Euro kostet. Aber was soll´s: heute, auf den letzten Metern zum Büro, steckt sich Günter S. trotzdem eine an. Wohl bekommt´ s…

3 Kommentare zu „Es ist Montag der 3. Juni 2017, 5 Uhr morgens …

  1. Ich danke Gott für Plan B. Nach Anlaufschwierigkeiten funktioniert er wirklich gut. Da brauche ich mir um meine Altersrente und Pflege keine Gedanken mehr zu machen. Halleluija und Amen

  2. Hechle und mach Dich krumm, es könnte schlimmer kommen. Ich hechelte und machte mich krumm, und es kam schlimmer.
    Wer mit der gleichen Ausdauer, mit der er 40 Stunden in der Woche „hechelt“, 40 Minuten am Tag ins Network steckt, der… ach, wer’s (schon) tut, der weiß, wie es ausgeht; wer’s nicht tut, hechelt weiter.

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