Lassen Sie mich bitte mit einer Geschichte anfangen:
Im Jahre 210 vor Christus führte der chinesische Kommandeur Xing Yu seine Truppen über den Jangste um die Armee der Xing- Dynastie anzugreifen. Nachdem sie den Fluss überquer und übernachtet hatten, stellten sie erschreckt fest, dass sämtliche ihrer Schiffe brannten und alle Kochtöpfe zerschlagen waren. Aber es waren keine Saboteure, die das Feuer gelegt hatten, sondern Xing Yu selbst, denn er wollte seinen Soldaten eines klar machen: Es gibt kein zurück!
Das mag hart scheinen – aber Fakt ist, dass sie alle konzentrierter und voller Energie die übermächtigen Truppen angriffen und viele Schlachten hintereinander gewannen! Die zentrale Frage hier ist:
WO LASSEN WIR UNS TÜRCHEN OFFEN – WO BAUEN WIR SCHON VON VORNHEREIN RÜCKZUGSMÖGLICHKEITEN EIN?
Letztens habe ich in einem Buch gelesen, dass wir Menschen davon besessen sind, uns immer „ein Türchen offen“ zu halten, dass wir einen großen Teil unserer Energie darauf verwenden, uns Optionen zu lassen – und das genau dieser Punkt uns davon abhält große Ziele zu erreichen! Es wurde aber auch in den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Studien nachgewiesen, dass wir alle davon besessen sind – wenn wir nicht agieren und dem bewusst entgegenwirken.
Auf den Punkt gebracht heißt das folgendes: Indem wir zwischen den Dingen hin und her springen, die (unter Umständen zukünftig) wichtig sein KÖNNTEN, vergessen (und vergeuden) wir die Zeit und Energie für die Dinge aufzubringen, die WIRKLICH WICHTIG und Erfolgs-/ Glückbringend sind!
Bitte lassen Sie uns das wiederholen: Statt einem System zu folgen, von dem wir WISSEN, dass es funktioniert, verwenden wir Zeit und Energie darauf, um Alternativen zu finden, denn „es könnte ja sein, dass… . „ Dieses „es könnte sein, dass“ ist aber eben genau der Punkt, der uns abhält den Erfolg zu erreichen, den wir haben könnten wenn wir fokussiert wären.
Ein Experiment (ich gebe zu, dass es schon lustig ist) hat mich nicht nur zum lächeln, sondern zum echten nachdenken gebracht: Da hatte ein Student 3 Freundinnen, alle wussten voneinander und es lief ganz gut. Ganz natürlich entwickelte er dann eine Vorliebe zu einer Person und alle waren (in dieser „Versuchsanordnung“) happy. Nun passierte folgendes: Die Professoren änderten die Regeln und gaben vor: Je länger Du dich um eine einzelne Partnerin kümmerst, desto eher stehen die anderen nicht mehr zur Verfügung. Was passierte?! Sie können tippen … . Änderte sich nichts weil er ja wusste bei wem er sich am wohlsten fühlte? NEIN, die Aussicht, eine der für ihn nicht so attraktiven Partnerinnen zu verlieren, veranlasste ihn, sich mehr um sie zu kümmern um sie nicht zu verlieren! Gleichzeitig verschlechterte sich aber die Beziehung zu seiner „Favoritin“…
Dieses Experiment wurde auch mit geldlichen Gewinnen, Karrierechancen etc. wiederholt und immer kam das gleiche heraus: viele Menschen verzichteten sogar auf einen finanziellen Mehrgewinn um sich Optionen aufzuhalten! In diesem Zusammenhang stelle ich mir immer die Fragen:
Wie wirkt sich das in unserem Leben aus? Was lasse ich nicht los (Vorstellungen, Wünsche, Hoffnungen, Dinge) nur um es nicht zu verlieren? Wo halte ich mir beruflich und privat Optionen auf, die mich eigentlich nur belasten statt mir Freiheit zu geben, die ich EIGENTLICH GAR NICHT BRAUCHE! Wo lege ich mich nicht fest, gehe also nicht entschlossen einen Weg?!
Warum können wir uns so schwer entscheiden und haben den scheinbar unwiderstehlichen Drang, uns so viele Türen wie möglich offen zu halten – auch wenn es für uns selbst nachteilig ist?
Wie oft habe ich erlebt, dass Menschen die Chance nicht ergriffen, weil sie nicht wählen konnten. Auch schon zwischen 2 Dingen zu wählen ist für Viele fast unmöglich! Deswegen sollten wir es (gerade in der Branche) Anfängern leicht machen, indem wir ihnen EINEN ERFOLGREICHEN WEG AUFZEIGEN. Nicht „“Möchtest Du so oder so?“ sondern „Wenn Du es schaffen willst, dann arbeite so…!“ . Später kann man sicher wieder über Alternativen reden, aber WOHER SOLL EIN ANFÄNGER BEURTEILEN KÖNNEN WAS GUT FÜR IHN IST?
1941 schrieb der Philosoph, Psychoanalytiker und Soziologe Erich Fromm in seinem Buch „Die Furcht vor der Freiheit“, dass „Menschen nicht unter dem Mangel an Möglichkeiten litten, sondern unter der schwindelnden Fülle derselben.“
In unserer heutigen „Wissensgesellschaft“ nehmen die Möglichkeiten von Tag zu Tag zu – aber wir statt sie zu nutzen blockieren wir uns immer mehr! In dem zwanghaften Gefühl uns „die Wahl offenzuhalten“ lassen wir Zeit vergehen und registrieren nicht, dass es für gewisse Dinge einfach keine zweite Chance gibt! Die Zeit, die Sie nicht mit Ihren Kindern verbringen, während sie noch klein sind, lässt sich nicht wieder holen!
Wir gleichen einem Verhungernden, der zwischen verschiedenen Gerichten wählen kann, aber keine Wahl trifft, da ihm ja alles schmecken könnte! Wir verhungern an vollen Töpfen! Wir entscheiden uns nicht für einen Weg, der funktioniert, sondern wollen immer mehr Möglichkeiten haben um irgendwann einmal die Chance zu haben zu wählen, und (und das ist das eigentlich widersinnige) in den meisten Fällen ist es so, DASS WIR DIESE CHANCE NIE BRAUCHEN bzw. sie sich uns sie NIE BIETET!
So vergleiche ich Monate die unterschiedlichen Modelle einer Videokamera um den besten „Deal“ zu machen, spare unter Umständen 20 Euro, haben aber Monate keine Bilder gemacht!
Was kann man dagegen tun?
Machen Sie sich die Folgen dieser Unentschlossenheit klar!
Hören Sie auf Zeit für Dinge/ Möglichkeiten/ Variablen aufzubringen, die nicht auf der direkten Linie ihrer (Lebens-)Vision liegen!
Statt 2 Möglichkeiten zu haben und darüber im Zwei-fel zu sein, führen Sie eine ein-deutige Ent-scheidung her!
Schließen Sie Türen, die Ihre Kraft und Ihr Engagement kosten und nur eine wahrscheinliche Option sind!
Lassen Sie sich selbst keine Wahl! Schließen Sie die Türen hinter sich!
Ich weiß, dass der letzte Punkt wahrscheinlich der schwierigste ist – aber mal ehrlich: Glauben Sie die Soldaten des Xian Yu hätten genauso gekämpft, wenn Sie vorher Ausweichstrategien, Rückzugsmöglichkeiten und die eigene Kapitulation entworfen hätten?
Wenn wir Fehler machen ergeben sich neue Möglichkeiten. Diese aber anfänglich gleich mit zu bedenken kostet Kraft, lenkt ab und sind in der Regel sowieso unwahrscheinlich! Lasst uns also diesen EINEN ERFOLGREICHEN WEG gehen, statt zu überlegen, was man sonst noch so machen könnte…
Das nennt sich ENTSCHLOSSENHEIT!
Allen das Beste
Ihr/ Euer
Dirk (Jakob)