Aus einer gewissen Perspektive frage ich mich manchmal, ob ich den richtigen Weg gehe. Das ist nicht ein „Ich könnte etwas an dem, was ich tue, besser machen“ sondern eher „Macht das, was ich tue, wirklich Sinn? Wollen das die Menschen überhaupt?“ Das frage ich mich insbesondere immer dann, wenn ich bemerke, wie Leute, die im Grunde einfach nur „motivieren“ und viel einfachere „Arbeit“ machen, so großen Zuspruch bekommen. Und dann sage ich mir: „Dirk, Du hast es so gewählt – dann lebe auch damit!“
Verstehen Sie mich bitte richtig: Motivation ist wichtig und gut (Ich hatte mich da einmal in einem anderen Blog zu geäußert)! Lassen Sie mich ein Vergleich bringen: Als meine Kinder noch sehr klein waren, kannten sie das Wasser nur aus der Badewanne. Das bedeutet: sie kannten es nur in einer angenehmen Wärme und konnten da sitzen und spielen. Nun waren wir im Sommerurlaub und ich wollte sie dazu „motivieren“ ins kalte Wasser zu springen. Anfänglich war das Geschrei groß (denn es ist sicher für so einen kleinen Dotz unangenehm…) – später wurde es besser. Ich habe sie hier klar motiviert: Sie kannten etwas nicht und ich habe sie durch mein Reden und Tun veranlasst etwas Unbekanntes zu probieren. Aber ich war für ihr Wohl verantwortlich! Welche(r) Mutter/ Vater würde es jemals anders machen?!
Ganz anders ist es dann, IMMER WIEDER zu motivieren. Der Entschluss „schwimmen zu lernen“, ins kalte Wasser zu gehen und es dann sogar genießen zu können – der kann und darf nur und allein ( in diesem Fall) von meinen Kindern aus gehen! Ich kann Sie nicht immer wieder dazu motivieren und mir immer verrrücktere Dinge einfallen lassen nur um sie ins Wasser zu bekommen – damit frustriere ich mich und sie auch! Das nennt sich dann Manipulation statt Motivation, denn es geht mir um das was ICH will und nicht, was SIE wollen!
Wie oft erlebe ich aber, dass Menschen dazu motiviert werden den ersten Schritt zu gehen und – statt sie dann zu einer Entscheidung kommen zu lassen – Andere sie immer wieder motivieren, immer wieder und noch tollere/ verrücktere Sachen anstellen, um sie „auf ihre Seite zu bringen“. Was passiert dadurch? Wir haben es dann mit Menschen zu tun, die keinen Eigenantrieb haben, die immer wieder angeschubst werden müssen, immer wieder Energie von anderen brauchen ums selbst aktiv zu werden. DAS KANN UND DARF NICHT SINN VON MOTIVATION SEIN!
Viel eher sollte es dann in die Richtung gehen (um wieder bei dem Beispiel zu bleiben) sie selbst vor eine Entscheidung zu stellen: „Du weisst jetzt wie es im Wasser sein kann – Du kannst dich erfrischen, spielen, tauchen und es wirklich genießen. Wenn Du das tun möchtest, dann hat das die Konsequenz, dass Du lernen solltest, WIE man so etwas tut, damit Du keinen Schaden nimmst und untergehst, denn ich kann Dich nur eine gewisse Zeit begleiten und auf Dich aufpassen – sicher aber nicht auf Dauer!“
Im übertragenen Sinn geht es also darum, dass wir ihn vor die Konsequenz stellen, ab einem gewissen Zeitpunkt eigenverantwortlich zu handeln – denn wie wollen Sie „vielen Leuten das schwimmen beibringen“, wenn Sie immer auf alle aufpassen müssen wenn sie ins Wasser gehen? Wir sollten aber auch akzeptieren, das es viele Menschen gibt die sagen „Gerne bin ich im Wasser um mich zu erfrischen – will mir aber nicht die Mühe machen schwimmen zu lernen…“ … Wir haben es glücklicherweise mit Erwachsenen zu tun und brauchen in dem Fall einfach nur die Wirkung aufzeigen (auch wenn die oftmals nicht gesehen/ angenommen wird).
So gibt es nun „Motivationstrainer“ die Andere dazu veranlassen ins Becken zu springen und alle jauchzen! Und wieder: da kommen neue Badegäste und es wird animiert, was das Zeug hält! Es wird gesprungen, gesungen und gesprungen… . Manchmal kommt es mir so vor, dass dann der ein oder andere „Schwimmlehrer“ sagt „Ich arbeite mit denen die oben bleiben – alles andere ist natürliche Auslese“. Oftmals hören sie dann auch nicht mehr die Hilferufe, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt sind, den Untergehenden zuzurufen „Ihr schafft das! Ich glaube an Euch! Ich kenne so viele Leute die schwimmen können …!“ Manche bleiben auch nur deswegen über Wasser, weil sie sich auf die Untergehenden stützen … Um den Spaß beim schwimmen geht es schon lange nicht mehr …
Ich suche mir da lieber den Menschen heraus, die sich entschieden haben schwimmen zu lernen. Wir machen Trockenübungen, ich kann nur jeden Einzelnen an einem Schwimmring halten um sicher zu gehen, dass er nicht untergeht und ich freue mich, wenn dann der Schüler schon einmal allein von einer Seite auf die andere schwimmen kann. Manchmal bin ich enttäuscht, wenn dann der Ein oder Andere zu dem Schreihals nebenan geht, weil die ja „nicht so viel lernen müssen“, „mehr Spaß haben“ und da scheinbar viel mehr Stimmung ist.
Mit Stolz geschwellter Brust sagen dann diese Schwimmlehrer „Ich habe schon 1000 ´de Leute dazu gebracht ins Wasser zu springen und einige haben wirklich schwimmen gelernt“ (Übersetzt hieße das „Ich habe 10.000´de in meiner Organisation gehabt und einige haben wirklich viel Geld verdient.“). Dann müssen sie oft das Becken (die Firma) wechseln, da im alten zu viel „Leichen“ herumschwimmen… . Und das Spiel geht im neuen Becken von vorne los: „Leute springt – so viel Spaß wie in diesem Becken werdet ihr nie wieder haben – es ist DIE CHANCE und so klares Wasser wird es nie wieder geben!“ Und die Leute springen …
Ich brauche mir nur die „alten Becken'“ anschauen, um zu wissen, dass ich dann doch lieber meine Arbeit tue … .
Welche Art von Schwimmlehrer möchten SIE sein?
Viel Spaß bei der Arbeit
Ihr/ Euer
Dirk (Jakob)
Lieber Dirk,
ich denke die Frage stellt sich nicht, denn wie Du ja (super!) heraus gestellt hast, ist nur einer der beiden ein Schwimmlehrer im Sinne des Wortes. Der andere bekommt die Leute zwar auch ins Wasser, aber er bringt ihnen ja nicht wirklich das selbstbestimmte, freie Schwimmen bei…
Unabhängig davon bin ich ohnehin der Meinung, das ich andere niemals zu etwas motivieren kann – ich kann lediglich herausfinden wo die (bereits vorhandene) Motivation meines Gegenübers liegt etwas bestimmtes zu tun. Und diese Motivation dann verstärken. Evtl. sogar lenken. Wenn mein Gegenüber aber gar nicht von sich aus motiviert ist etwas zu tun, geht das nur kurzfristig bis gar nicht.
Insofern wäre Deine Frage danach, welcher ich sein möchte nicht relevant. Sie müsste lauten: Welcher von beiden macht Sinn sein zu wollen?
Und meine Antwort würde lauten:
Der Motivator, der ich aber gar nicht sein kann, obwohl nur er Sinn macht…
🙂
Beste Grüße
Oliver
Lieber Dirk,
bin der Meinung, dass sich nur jeder selbst motivieren kann. Die Kunst des Trainers liegt darin, den Menschen zu seiner in ihm liegenden Motivation hinzuführen/ wieder in Kontakt zu bringen, alles andere sehe ich als Manipulation.Und diese Motivation kann ohne eine klare Entscheidung nie so richtig aktiviert werden, doch wenn ich schwimmen können will, öffene ich mich automatisch für Wege, es zu lernen. Wer will schon den Hund zum Jagen tragen.
Vielen Dank für die Inspirationen.
Herzliche Grüsse vom
Steffen