Es wird so viel über Führungskräfte geredet – aber was ist das eigentlich? Was bedeutet es, Führungskraft zu sein?
Wir können die ganze „Sache“ herunterbrechen und sagen „Jeder ist eine Führungskraft“ – das stimmt, denn wir sind für das was wir tun, immer Beispiel; egal ob es in die Richtung geht die wir wollen oder nicht. Ich rede hier auch nicht vom Berg- oder Museumsführer …
Näher betrachtet ist aber „Führung“ viel komplexer, viel differenzierter – insbesondere, wenn man mal „hinter den Vorhang“ schauen will. Dazu kommt, dass fast alle Bücher und Theorien – so schlau sie auch auf den ersten Blick aussehen – überholt und veraltert sind, da sie sich nach Zeitgeschehen, Trends und zum Großteil auch nach ideologischer Denkweise orientieren. Gibt es sonst noch andere Gründe? Ja! 1. Weil sich unser Miteinander in den letzten Jahrzehnten extrem gewandelt hat! 2. Weil die Zeit schnelllebiger geworden ist und wir aktueller entscheiden müssen! 3. Weil das Maß an Information von Wissen und Information immer vielfältiger wird! uvm.
Die Art und Form des Miteinanders ist anders geworden… . War es früher noch so, dass „Führer“ meist direkten Kontakt zu ihren „Geführten“ hatten, ist dies (alleine aus räumlichen Gründen) kaum noch der Fall.
Außerdem hat sich auch der Führungsanspruch gewandelt. Klassisch gab es ja mehrere „Führer“:
1. Derjenige in der strategisch geplanten Hierarchie (z.B. Ämtern, Behörden, der Kirche, dem Staat, Großunternehmen etc.)
2. Derjenige über Eigentumsverhältnisse (z.B. Firmeneigner)
3. Demokratisch gewählte, auswechselbare Führer (z.B. in Vereinen)
4. Charismatische Führer (Leitfiguren, „Helden“, Vorbilder etc.) die z.T. über emotionale Bindung führen (viele FK im Network, Väter großer Familien, religiöse Führer wie z.B. Martin Luther King etc.)
5. Wissensträger (diejenigen, die über einmaliges, wichtiges Wissen verfügen, Kenntnisträger usw.) und
6. Führung als vererbten Anspruch (z.B. in Königshäusern, Familienclans)
Nun stellt sich ja dann die Frage: Was zeichnet die Führungskraft aus? Noch provokativer gefragt: „Ist es für eine ‚moderne FK‘ nicht notwendig über viele dieser Eigenschaften zu verfügen?“
Bringen wir aber noch mehr Verwirrung hinein. Was wird denn gelehrt? Hier gibt es die unterschiedlichsten Konzepte wie Führung auszusehen hat! Während die Einen sagen „Ein Führer muss immer eine Wissenslänge voraus sein und führt durch Kenntnis.“ sagen die Anderen „Ein Führer sollte sein Chrisma ausbauen – er führt durch seine Persönlichkeit.“ – und viele andere Theorien.
Noch verwirrender? Wenn wir ins Network gehen, dann haben wir es nicht nur mit unterschiedlichen „Teams“ zu tun, die eine „Führungskraft“ führen sollte, sondern diese „Teamleader“ meinen auch noch, eigene Ideen durchsetzen zu müssen – es entsteht also eine „Führungskonkurrenz“ innerhalb einer Organisation. „Das ist meine Downline …“ – wer kennt solche Sprüche nicht?!
Das widerum ist aber der Grund, warum teilweise auch größte Organisationen sich selbst zerstören und ihre „Machtkämpfe“ auf dem Rücken der Geführten austragen. Wir alle kennen den Spruch „Viele Köche verderben den Brei!“ oder „Es gibt nur ein Kapitän auf dem Schiff!“ – hier aber mit Autorität zu kommen ist mit das falscheste Weg, den man gehen kann.
Das Verrückte ist: Auch wenn es noch so unvernünftig ist (und hier setze ich voraus, dass zumindest eine gewisse reale Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten vorhanden ist, was bei Einigen aber nicht der Fall ist) und man zu seinem eigenen Verhalten eine emotionale und sachbezogene Distanz ausbauen sollte – es interessiert dann viele nicht. Da wird nur aus Prinzip „Nein“ gesagt, nur darum, weil man in eigenen Programmen verhaftet ist! Und hier geht das Dilemma los: hat man keine kompetente, vertraute Person, die dann sagt „Überlege Dir bitte die Auswirkungen Deines Tuns auf das gesamte System!“ und der man dann nicht nur zuhört, sondern sein Handeln auch kritisch hinterfragt, dann – ja dann … . Ich sehe hier schon einige Personen vor mir die sich denken „Das passiert mir nicht, da ich ja positiv denke.“ No comment …
Führung bedeutet in solch einer komplexen Organisation also „Input von wichtigen Ressourcen, die außerhalb unseres Systems sind“ und „Steuerung interner Kommunikation, das Anbieten/ Filtern von Informationen (da sonst die Gruppe durch eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen in Verwirrung gerät) und das Alignment aller wichtiger Personen und Strömungen„. Dazu braucht es nicht nur EXTERNE BERATER, die theoretisches Konzeptwissen haben oder sich mit schönen Titeln schmücken, sondern über PRAKTISCHE Erfahrung und GANGBARE ALTERNATIVEN in Verbindung mit WISSEN verfügen (seit einiger Zeit werden diese Personen ja auch „Business-Angel“ genannt; Menschen, die anderen Personen/ Organisationen durch ihre Erfahrung beitragen), OFFENHEIT innerhalb des Systems, EINE GEMEINSAME AUSRICHTUNG und GEPLANTES, PROZESSORIENTIERTES Vorgehen, das Platz für creativen Spielraum lässt, in dem sich jede Person ausprobieren kann.
Denn mal ehrlich: in diesem System lässt sich nichts „bestimmen“ – man kann Menschen lediglich für sich und seine Idee „gewinnen“! Und das ist ein weiterer Grund, weshalb eine Führungskraft im Network vielen anderen „Führungskräften“ in der Wirtschaft um Längen voraus ist – aber es ist auch der härtere Weg …
Wie man so etwas aufbaut? Durch viel Arbeit, Externe, Offenheit, eine gemeinsame Ausrichtung… 🙂
Ihr / Euer
Dirk (Jakob)
PS: Ich vermute, dass das nur eine Teil von mehreren ist, der sich mit diesem Thema beschäftigt, denn wir sollten uns auch die Frage stellen:
– Braucht es überhaupt Führung? Wann muss geführt werden und wann darf es nicht sein? Wer oder was sollte wohin geführt werden? Wer sollte wann wie entscheiden? Wie wichtig ist „basisdemokratische Entscheidungsfindung“ bezüglich einer gerechten Führung?