Über kaum etwas wird so viel gesungen, geschrieben und gesagt, wie unsere Freiheit. Ich frage mich aber oftmals, was manche Menschen darunter verstehen und ob sie es nicht verwechseln. Womit? Ich glaube, dass Freiheit oftmals mit Willkür, egoistischem Handeln, dem Nachgeben einer (kindlichen) Laune, Selbstdarstellungsdrang und Dickköpfigkeit vertauscht wird – um hier nur einige Aspekte zu nennen.
Was unterscheidet nun diese Attribute voneinander? Hier sollten wir uns erst einmal die Frage stellen, was wir unter Freiheit verstehen; was verstehen Sie darunter? Bin ich frei, wenn ich tun und lassen kann was ich will? Bin ich frei, wenn ich mich z.B. im Strassenverkehr an keine Regeln halten muss? … wenn ich aufstehen kann, wann ich will? … wenn ich jedem die Meinung sagen kann, dem ich sie sagen möchte? … Tun und lassen kann, was ich will? … viele Fragen!
Eine ganz provokante Frage habe ich mir aber noch aufgehoben: sind wir auch frei, bewusst und erwachsen genug, unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Reaktionen zu wählen? Wenn jetzt einer sagt: „Blödsinn, das hat nichts mit Freiheit zu tun..“ , dann bin ich hier anderer Meinung, denn meiner Erfahrung nach sind es nämlich die einzigen Bereiche, in denen wir wirklich frei sein können! Hier verweise ich gerne auf das Buch von Dr. Victor Frankl ´Trotzdem Ja zum Leben sagen` – eines der beeindruckendesten Werke, die ich je gelesen habe!
Wir müssen uns klar werden, dass wir in einer interdependenten Welt leben, in einer Welt, in der sich alles gegenseitig beeinflusst. Selbstverständlich können wir uns die „Freiheit / Frechheit“ nehmen, im Strassenverkehr zu tun und lassen was wir wollen – wenn wir die Konsequenzen tragen! Selbstverständlich können wir in einem in sich stimmigen System unsere eigenen Wege gehen. Was wir aber immer bedenken sollten, ist, dass unser Verhalten Auswirkungen auf das Gesamte hat. Natürlich kann einer im Chor singen was er will – aber wie klingt es dann?
Im Network gibt es fast ausschliesslich Selbständige. Dieses „selbständige“ verwechseln meiner Meinung nach aber viele sehr grundsätzlich. Sie können und sollen entscheiden, wie viel sie tun, mit wem sie reden usw. – aber was ist mit dem „Wie“ etwas getan wird?! Eines wissen die Insider – ALLES dupliziert sich! Also, natürlich kann auch hier jeder tun und lassen was er will – aber er muss halt mit dem Echo rechnen.
Und nun die Frage: IST DAS FREIHEIT? … oder ist es nicht viemehr die Uneinsichtigkeit, die Reaktion aus einer meist unbewussten Haltung „Mir kann keiner sagen, was ich zu tun habe…“, einem inneren Widerstand oder eben „Ich mach´ genau das Gegenteil von dem, der mir das sagt.“ Ist das wirklich Freiheit – oder sind es alte Programme, die uns da lenken?
Wäre es nicht eine phantastische Freiheit jetzt wählen zu können?! Wenn wir uns darüber bewusst wären, aus welcher Haltung wir agieren: Trotz, Zorn, Mut, Angst, Liebe, Opportunismus, Feigheit, Existenzangst oder echter Teamfähigkeit?!
Unbewusste Menschen sagen oft „Ich konnte nicht anders…“ oder „Ich muss doch…“ – aus welcher Haltung heraus sagen sie das? Nehmen wir z.B. den Fall, dass Sie beschimpft werden: „Das stimmt doch alles nicht – sie lügen doch!“ Listen wir doch mal ein paar unterschiedliche Reaktionen aus den unterschiedlichen Haltungen auf:
Trotz: „Doch – das stimmt! Pass auf was Du sagst …“; Feigheit: „Ich meine ja nur…“; Zorn: „Und ob das stimmt – und wenn das ich Dir da nicht eine für runterhaue, wenn du das noch mal sagst…“; Verständnis: „Glaubst Du, dass ich das nur so sage? Sicher hast du einen Grund das anzunehmen was Du da sagst – aber glaubst du im Ernst, dass ich Dich bewusst belüge?“ usw. .
Haben wir die Freiheit uns auszusuchen aus welcher Haltung wir agieren?!
Wir haben die Freiheit zu sagen „Ich gehe segeln!“ – aber woher der Wind wehr oder ob die See rau oder seicht ist – das können wir nicht bestimmen. Deshalb sage ich: ALLES geschieht in Zusammenhängen! Ist es Freiheit zu sagen „Die See ist rau, deshalb lasse ich es sein“ oder eher Angst, die mich treibt, es sein zu lassen?
Da geschieht ein Unrecht – habe ich die Freiheit zu widersprechen oder befinde ich mich im Gruppenzwang oder handele aus Existenzangst erst gar nicht?! Oder noch einfacher: Schaue ich weg?! Habe ich die Freiheit mich auch unangenehmen Situationen zu stellen oder wirkt mein Paradigma „Hamoniesucht“ eher?!
Da macht eine erfolgreiche Führungskraft, die ihresgleichen in der gesamten Branche sucht, etwas vor, das nachgewiesenermaßen seit Jahren funktioniert und hunderte Menschen SEHR erolgreich macht – haben wir die Größe und Freiheit zu sagen „Sie macht es offensichtlich besser und dann dupliziere ich es, frage sie und suche mir sie als Mentor aus?“ statt „Es geht auch anders und ich bin selbständig das zu tun, was ich will!“
Da merkt ein Mensch, dass er auf einem absoluten Holzweg ist – hat er die Freiheit seine Position einzusehen und die Größe zu sagen „Es war ein großer Fehler…“ um dann auch entsprechend zu handeln oder ist er so in seinem Gedankenkonstrukt gefangen, dass er glaubt, gar nicht mehr anders zu können?! Ist das nicht die wahre Freiheit?!
Und in dem Sinne singe ich mit: „Freiheit, Freiheit – ist das einzige was zählt …“ – aber bitte nicht mit dem kindlichen „Ich mache was ich will“.
Wirkliche Freiheit kann im Zusammensein einer selbst gewählten Gemeinschaft nur immer INNERHALB eines Systems gelebt werden – alles andere wäre Egoismus!
In diesem Sinne wünsche ich allen im neuen Jahr 2011 viel Freiheit, Bewussteit und Einsicht das richtige zu tun!
Ihr/ Euer
Dirk (Jakob)
Hallo Dirk,
wieder einmal phänomenal formuliert 🙂
*Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.*
Jean-Jacques Rousseau
*Die Freiheit besteht in erster Linie nicht aus Privilegien, sondern aus Pflichten.*
Albert Camus
Liebste Grüße aus Österreich, Anita