„Da muss ich genau überlegen…“

Letztens habe ich eine schöne Geschichte gelesen, die mich dazu angeregt hat, sie in etwas anderer Form und ergänzt, weiter zu geben:

Es gab einmal einen Zentaurus. Dieser Zentaur war – wie eben alle Zentauren – halb Mensch und halb Pferd. Und weil so ein Zentaur eben auch mal Hunger hat, überlegte er sich „Was soll ich bloss essen: ein Schnitzel oder lieber doch das Gras von der Wiese? Wiese oder Schnitzel – Schnitzel oder Wiese?“ Und weil er sich nicht wirklich entscheiden konnte, weil eben beides seinen Vorteil hatte und es ja auch beides seiner Natur entsprach, entschloss er sich, erst einmal nichts zu essen und weiter zu hungern, denn er wollte keinen Fehler machen ….

Als er so hungernd durch die Wälder ging, wurde es dunkel und er überlegte sich, wo er denn nun übernachten könne „Wo gehe ich hin, wenn ich schlafe: soll ich lieber in ein Hotel einkehren, oder mich auf das Feld legen? Feld oder Hotel – Hotel oder Feld?“ Er überlegte hin und her und wusste nicht, was er richtig machen sollte – denn beides hatte seinen Reiz und er wollte auch nicht in einem Hotel oder auf dem Feld blöd angeschaut werden. „Was die Leute wohl denken, wenn sie mich als halben Menschen auf dem Feld sehen? Aber Sie können ja auch sagen, das so ein Zentaur – halb Mensch, halb Pferd – in einer Gaststätte und einem Hotel nichts zu suchen hat?“ Und weil er sich nicht entscheiden konnte lief er einfach weiter.

Da er nun schon tagelang nichts aß und auch nicht schlief, wurde er krank. Er fühlte sich so schlapp und elendig und entschloss nun, einen Arzt aufzusuchen. Aber da blieb er stehen und fragte sich „Soll ich nun zu einem Veterinärmediziner oder einem normalen Arzt gehen? Arzt oder Veterinärmediziner – Veterinärmediziner oder Arzt?“ Und da er sich nicht entschließen konnte und auch nicht komisch angeschaut werden wollte, ging er einfach weiter und achtete nicht auf seine Bedürfnisse und Krankheiten

Es kam, wie es kommen musste – der Zentaur starb. Nun fanden ihn ein paar Dorfbewohner und wollten ihn beerdigen: „Ja, wo sollen wir ihn denn beerdigen: Auf dem Friedhof oder dem Feld? Feld oder Friedhof – Friedhof oder Feld?“ Da Sie sich keinen Rat wussten, haben Sie jeden Leser dieser Geschichte gefragt:

WAS SOLLEN WIR TUN?

Es gab einige, die konnten sich nicht entschließen – entweder weil sie keine Fehler machen, sie andere nicht brüskieren wollten  oder weil sie damit noch keine Erfahrungen gemacht hatten – und wollten ihn auf dem Platz, wo er gestorben war, einfach verrotten lassen. Als unser Zentaur das aus dem Himmel sah – im übrigen gab es da überhaupt gar keine Unterschiede zwischen Menschen, Pferden, Zentauren, Halblingen, Feen, Elfen, Zwergen, Engel und Magiern -, war er sehr traurig. Aber er stellte auch fest, dass es einige Wenige gab, die den Mut hatten, des Nachts aus dem Haus zu schleichen und ihn in aller Ruhe zu beerdigen. Sie wussten zwar auch nicht, ob es der richtige Platz war oder nicht – aber sie wussten, dass es besser war etwas zu tun als den armen Zentaur da einfach liegen zu lassen.

Wo der Zentaur nun begraben lag, dass vergassen die Kinder derjenigen, die ihn beerdigt hatten – aber er ruhte in Frieden!

Ihr/ Euer

Dirk (Jakob)

2 Kommentare zu „„Da muss ich genau überlegen…“

  1. Schöne Geschichte.

    Ich sag auch immer, lieber schnell falsch entschieden und in der Zeit, in der andere noch überlegen und gar nichts getan haben, bereits die falsche in eine richtige Entscheidung umwandeln.

    Also was ist dann richtig oder falsch?

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