„Ist nicht irgendwie alles networking…?“

An einem der ersten schönen Tage in diesem Jahr saß ich mit einem alten Freund und Weggefährten, zusammen vor seinem Haus. Denn Bernd und seine Frau Marianne, wohnen mit ihren Kindern auf über 1 ha Land. Ein eigener Kinderspielplatz mit allem was das Kinderherz begehrt ist ebenso eingerichtet, wie das Bürogebäude. Mitten im Grünen – ganz ungestört –  sitzen wir draußen und schmieden Pläne für die Zukunft.

„Da wir nun das dritte Kind erwarten, haben wir uns nun noch ein größeres Haus gekauft und ich weiß nicht, ob ich dieses nun verkaufen oder behalten soll. Das Neue ist auf einem ca. 6 ha großem Grundstück und hat über 300 qm Wohnfläche…“ sagte Bernd.

Wir sprachen darüber, wie er seine Downline besser ausbilden könnte, so dass noch mehr Mitglieder seiner Downline die Erfolge erzielen, die auch er erreicht hat. Mehrere Termine wurden vereinbart und gemeinsame „Durchbruchsziele“ festgelegt. Während wir so dasaßen und die Sonne genossen, redeten wir darüber, wie gut wir es im Vergleich zu anderen, „normalen Berufstätigen“ haben. Die müssen jetzt arbeiten… „…aber das tun wir doch auch…“ war mein Einwand. „Klar, ja, wir arbeiten gerade, ganz vergessen.“ erwiderte er.

Meine Mutter – die dieses Geschäft wirklich nicht wirklich verstanden hatte und der ich es oft Nahe bringen wollte um einfach nur „ihren Segen“ zu haben – sagte einmal zu mir: „Das was Du machst, ist einfach nur Kreise malen und Kaffee trinken…“. Tja, im Vergleich zu dem, was ein „normal Berufstätiger“ macht, scheint es so auszusehen. Aber machen wir das wirklich? Was ist das, was wir tun – und vor allem mit wem?

Wenn ich jetzt wir sage bzw. schreibe, dann merke ich, wie mein Herz immer noch für die Networker „im Feld“ pocht, wie meine Sympathien immer noch in diese Richtung gehen, wie sehr ich diese Arbeit schätze, die den Menschen sich selbst näher bringt.

Andererseits kenne ich aber auch die „kaufmännische Seite“ als ehemaliger Geschäftsführer eines Network- Unternehmens und weiß diese Seite ebenso zu würdigen. Oftmals wird eine der Seiten übergewichtig und dann kollabiert das System. Der gesunde Menschenverstand müsste hier eigentlich Einhalt gebieten – tut es manchmal aber nicht. Das sind dann die größten Tragödien und viele „Positivdenker“ (die positives Denken nicht mit verantwortlichem Handeln kombinieren) dieser Zeit werden mit einem mittleren Erdbeben auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Es ist also wichtig BEIDE Seiten zu kennen und zu berücksichtigen und oftmals täte beidseitiges Vertrauen gut, Verständnis zu entwickeln.

Aber es gibt natürlich auch viele Beispiele, die zeigen wie es geht – wie eben auch bei Brend. In unserem Gespräch sagte er dann beim gemeinsamen Mittagessen den Satz, der hier als Überschrift dient: „…ist nicht irgendwie alles networking?“

Dieser Satz hat mich sofort angesprochen und ich dachte intensiver darüber nach. Haben Sie es auch schon einmal getan? „Networking“ setze ich hier gleich mit „empfehlen“, rede hier also auch und besonders über das „Empfehlungsmarketing“!

Da denke ich doch an unseren Biobauern, der – wenn man ihn anspricht – erklärt, wann man ein Produkt „BIO“ nennen darf. Ganz nebenbei kennt er den Namen meiner Lebensgefährtin und lädt uns zu seiner nächsten „Weindegustation“ ein. Da fühle ich mich als Person doch sofort geschätzt und ein freundlicher Schwatz zeigt mir den Menschen, nicht den Verkäufer. „Gerne können sie auch ein paar Freunde mitbringen, denn auch der ausgeschenkte Wein ist biologisch angebaut und es spricht ein Fachmann…“ sagte er und gab mir Einladungskarten.

Da fühlen wir beide uns doch sofort angesprochen und rufen meinen Bruder an, der Weinliebhaber ist. Ist das nicht ein Paradebeispiel für Networking?

Denken Sie doch nur an die verschiedensten Kreditkartenunternehmen. Bei fast jeder Abrechnung liegt ein Papierbogen dabei, der uns motivieren soll unsere Freunde und Bekannten zu werben, genau diese Kreditkarte zu nutzen. Und der Lohn? Ein Korkenzieher oder eine Flasche Champagner, ein Radiowecker und ein Kickroller (mit Zuzahlung?!). Was ist das denn? Möchte man mich dazu auffordern für den Korkenzieher Werbung für besagtes Unternehmen zu machen?! Naja, da kenne ich aber Unternehmen, die mehr zu bieten haben… .

Bei einem meiner Seminare in der Schweiz habe ich mit einem Teilnehmer gesprochen, der mir erklärt hat, dass er nächstes Wochenende auf Kosten seines Kreditkartenunternehmens wegfliegt. „Je mehr Kunden ich empfehle und selbst viel Umsatz mache, desto mehr Punkte sammele ich. Und nun habe ich genug um für 4 Tage nach Paris zu fliegen…“ . Wenn das aber kein klassisches Incentive ist!

Als meine Mutter noch lebte fragte sie: „Dirk, Du weißt ja, dass ich seit vielen Jahren in einem Buchclub bin. Und wenn ich jetzt 2 Leute werbe, dann bekomme ich den Brockhaus wesentlich günstiger. Werde doch da mal Mitglied, dann kannst Du selbst auch immer billiger Bücher kaufen…“ . Apropos lesen – Kennen Sie irgendeine Zeitung, die keine Vergünstigungen gibt, wenn man einen Freund wirbt?!

Da können wir gleich weiter zu den Automobilclubs gehen, den Sammelbestellern bei Versandhäusern oder den Mobilfunkanbietern – werbe für uns mit Deinem guten Namen und Du bekommst eine Belohnung…

Vor einigen Wochen habe ich einen sehr interessanten Artikel darüber gelesen, wie viel Großbanken im Schnitt dafür ausgeben, einen neuen Kunden zu gewinnen. Hier wurden sämtliche Marketingkosten (Print, Fernsehn, Sponsoring usw.) addiert und durch die Anzahl der Neukunden dividiert. Die Zahlen, die dabei herauskamen haben mich wirklich schockiert!

Um nicht lange darum herumzureden, wurden zwischen 4.000,- und 7.500,- Dollar für die Gewinnung eines Neukunden gezahlt. Können sie sich das vorstellen? So viel Geld an Werbekosten dafür ausgeben, einen neuen Kunden zu gewinnen?!? Und als ich dann bei der Bank war, die eben den höchsten Betrag investiert, stand ein Flyer auf dem Schalter, der mich dann doch interessierte: Zufriedene Kunden empfehlen uns weiter… .

Voller Erwartung schlug ich den zusammengefalteten, hochwertig aufgemachten Werbeprospekt auf und war gespannt, was der Bank wohl die Ersparnis von über 7.000 $ wert ist – und was sah ich: den Korkenzieher! Oder doch die Flasche Champagner, den Seidenschal, das Kugelschreiberset und vieles Buntes mehr. Bitteschön, soll mich das etwa dazu veranlassen, die Bank weiterzuempfehlen, die einen Kundenservice hat, der mir die Sprache verschlägt weil man Kunden behandelt, wie Zeiträuber? Nein danke.

Und wenn ich es mir näher überlege, dass genau diese Bank über 7.000,- $ für einen Neukunden ausgibt und mich mit einem „Leckerchen“ abspeisen will, dann vergeht mir erst recht die Lust. Wo ist da die Verhältnismäßigkeit?!

Was ist aber das Wichtigste – wann empfehle ich etwas weiter und betreibe Networking? Wenn ich zufrieden und begeistert bin, wenn mich das Produkt überzeugt und die Person, die es vermarktet, auf MEINE Person eingeht und ich nicht das Gefühl habe, nur Mittel zum Zweck zu sein. „Diese Jacke steht Ihnen nicht so gut..“ sagt die Verkäuferin, obwohl sie über 200,- € teurer ist, als die andere.

Oha, denke ich bei mir, die schaut tatsächlich darauf, was mir steht und will mir nicht irgendetwas verkaufen. Sofort bemerke ich, wie ich lockerer und entspannter werde. Und was glauben Sie in welches Geschäft ich gehe, wenn ich mir eine neue Jacke kaufe?

Und wenn ich dann angesprochen werde „Sag´ mal, hast Du eine neue Jacke.. . Bei wem hast Du denn die gekauft?“ Wie werde wohl ich über das Geschäft reden, was werde ich meinem Gegenüber sagen? Networking?

Wir schlendern weiter durch die Fußgängerzone und sehen 5 junge Leute singen. Sie halten ein Banner auf dem steht: „Warum wir glücklicher sind als andere Menschen“. Angeregte Gespräche und mich interessiert was das nun wieder ist. Eine kirchliche Gemeinde macht Werbung für sich und möchte Leute für die Bibel begeistern. Direktvertrieb?

Urlaube, Bücher, Trainings, Software, Internetanschriften, Restaurants, CD´s, Betten – wird nicht alles empfohlen und weiterempfohlen? Ist nicht gerade zur heutigen Zeit der ehrliche Rat eines kompetenten Menschen wesentlich mehr wert als die vollmundigen Versprechen der Werbung?

Dies mag sich zwar abgegriffen anhören, insbesondere dann, wenn man mit „Empfehlungen“ sein Geld verdient – ist es aber überhaupt nicht. Denken Sie doch nur einmal an die  vielen Gespräche junger Mütter: Welches sind die besten Cremes, die saugfähigsten Windeln, die beste Möglichkeit, seinen Körper wieder „in Schwung“ zu bringen… . Und wir wissen doch alle, dass diese Ratschläge wesentlich wertvoller sind, als alles andere.

Stellen Sie sich doch nur einmal vor, sie wissen, dass z.B. Ihr Freund eine neue Videokamera der Marke XY kaufen will. Nun sehen Sie genau dieses Modell von dieser Firma als Angebot in einem Geschäft stehen. Würden Sie nicht sofort Ihren Freund anrufen und ihm sagen, wo er die von ihm gewünschte Kamera „ein paar Hunderter billiger“ bekommt? Natürlich würden Sie das. Und ist das nicht „Laien – networking“ par Excellenz?

Was müsste man lernen, was müsste man beherrschen um erfolgreich und (neben-)beruflich zu networken/ empfehlen?

NICHTS- zumindest anfänglich! Später, wenn man ein Team hat und größere Erfolge erzielen möchte sicherlich ja. Aber dann geht es nicht so sehr um das empfehlen an sich, sondern um Expansion, Weiterbildung und Teamführung.

Aber natürlich sollte man das Produkt gut finden, das man empfehlen möchte – das macht man ja sonst auch nur unter dieser Voraussetzung. Wo sind die Vorteile für den Kunden, was macht das Produkt/ die Dienstleistung einmalig … .

Aber ist es später das, was einen „erfolgreichen Networker“ ausmacht? Was mir  immer wieder auffällt, ist, das die MENSCHLICHEN Komponenten wie Kommunikation, Selbstverantwortung, emotionale Intelligenz, die eigene Motivation aber auch die Fähigkeit, an seine Träume und Visionen zu glauben und andere Menschen dazu zu befähigen, sich daran zurück zu erinnern, was sie WIRKLICH wollen (denn wie viele Leute tun das?) wesentlich ausschlaggebender sind. Sicherlich spielt hier auch die Tatsache eine Rolle, dass man Menschen, deren Fehler und Eigenarten, deren Macken und teils (unbewussten) Fähigkeiten mögen muss; welcher Networker weiß das nicht – und welcher Networker ist nicht auch schon menschlich enttäuscht worden?!

Und genau deshalb ist es so, dass doch „irgendwie alles networking“ ist, denn in welchem Lebensbereich hat man denn nicht mit Menschen zu tun?! Und das Menschen, die gut mit anderen Menschen umgehen können, gut bezahlt werden, dass war schon immer so und wird immer so bleiben.

Euer

Dirk (Jakob)

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