Wenn man keine Ahnung hat, sollte man einfach besser mal …

Platon ist einer der größten und bekanntesten Geisteswissenschaftler überhaupt. Er war der Schüler von Sokrates und wiederum Lehrer von Aristoteles. Er beschäftigte sich mit den unterschiedlichsten Themen und was mich – durch eine Diskussion mit meinem Sohn Leander – nach langer Zeit wieder mehr als beeindruckt hat, waren seine Gleichnisse. So möchte ich hier auf sein „Schiffsgleichnis“ eingehen, das wir auf viele Situationen unseres täglichen Lebens adaptieren können.

Worum geht es da? Stellen Sie sich vor, es gibt einen Reeder, der mehr oder weniger behindert (schwerhörig, geistig nicht klar) ist und sich viele Steuermänner, die sich selbst berufen fühlen eben dieses Schiff zu führen, streiten, wer denn nun der Beste ist. Da der Reeder das nicht beurteilen kann, ist die Diskussion groß, da Jeder ans Ruder will. Da es aber keiner wirklich gelernt hat – KEINER  eine wirkliche Ausbildung hat – versucht einer den anderen zu imponieren, ohne wirklich beurteilen zu können, was richtig und was falsch ist. Wir alle kennen das Sprichwort „Unter den Blinden ist der Einäugige König“

Diese „Möchtegern-Steuermänner“ betäuben nun noch zusätzlich den Reeder und Jeder, der ihnen helfen will das Schiff wirklich zu steuern – ihnen zeigen will, wie das Ruder tatsächlich zu bewegen ist – erzählen sie, welch tolle Steuermänner sie doch sind. Käme jetzt nun ein „echter Steuerman“ an Bord und würde das bunte Treiben sehen, würde er wahrscheinlich die Hände über den Kopf zusammenschlagen und relativ schnell erkennen, dass es alles nur „Maulhelden“ sind. Gleichzeitig – und das ist das fatale – könnte er WIRKLICH ausbilden, aber diese Leute hören nicht nur nicht zu, sondern würden die strikten Hinweise – dass man sich z.B. erst einmal mit Nautik, Navigation und Theorie des Schiffbaus auskennen muss – als lächerlich abtun. Sie würden denjenigen, der wirklich Ahnung hat, vom Boot werfen … . Jeder, kann sich nun das Ende ausmalen!

Platon wollte wohl damit verdeutlichen, dass die „Möchtegern-Steuermänner“ (Machtbesessene und Politiker), die meinen das Volk (das soll der behinderte Reeder sein) auf ihre Seite zu bringen, indem sie es z.B. mit Versprechungen ködern und verführen (ohnmächtig machen), zwar unter sich streiten, aber das das nichts mit wirklichem „Führen“ und erst recht „Fachkenntnis“ zu tun hat. Oftmals WILL das Volk gar nicht hören, was nötig ist (der ausgebildete Steuermann), da es ihm zu kompliziert und unbekannt ist. Genau das erinnert mich an meinen letzten Blog mit dem Thema „Lügen“ …

Übertragen auf einen anderen Bereich in unserem Leben, sehe ich seit vielen Jahren, dass es im Network zu über 90 % „Möchtegern-Steuermänner“ gibt, die ihren Erfolg damit begründen, dass sie sagen „Das Schiff schwimmt ja“. Das stimmt schon – aber in welche Richtung und auch noch absichtlich?! Sie haben gelernt geradeaus zu fahren und sagen „Das reicht“ – aber was machen sie im Sturm, wenn sie wenden müssen oder einmal Windstille aufkommt? SIE MÜSSEN MIT DEM ZUFALL ODER GLÜCK AGIEREN und wehklagen dann oft, machen „Umstände“ für die Misere oder eben sogar den Reeder verantwortlich, der dann ein „falsches Schiff“ gebaut hat! Würden sie selbst schiffbrüchig und nach dem eigenen Scheitern ein Boot sehen, welches den Sturm gut überstanden hat, würden sie wahrscheinlich denken „Zufall“ oder eben „Glück“. Das das aber alles weder mit Glück oder Zufall zu tun hat, können sie nicht wirklich verstehen, WEIL SIE NIE EINE AUSBILDUNG HATTEN!

Nur eine Downline (in dem Fall das Volk) zu haben, welches auch nicht weiß, wie das Schiff wirklich gesteuert wird, bedeutet nicht gleichzeitig ein guter Steuermann zu sein! Auch die Größe des Schiffes hat nichts mit der Kenntis zu tun, ein guter Steuermann zu sein. Viele Schiffe fahren z.B. hinter einem „Eisbrecher“ hinterher und haben niemals das Erlebnis gehabt, WIRKLICHE Widerstände zu durchbrechen … . Ja, ich erlebe es sogar, dass – sollte es in Systemen ausgebildete Steuermänner (in dem Fall ausgebildete Führungskräfte, die wissen was zu tun ist und auch unangenehme Dinge ansprechen) geben – sich teilweise diese „Möchtegern-Steuermänner“, die ungern Neues lernen und sich ausbilden lassen wollen, zusammenrotten, revoltieren und probieren über die Argumente „Wir sind in der Mehrheit“ und „Wir sind ja alle Selbständig und können tun und lassen was wir wollen“ den „echten Steuermann“ abzusetzen. Hier funktioniert das Prinzip „Demokratie“ nicht! Deshalb plädiere ich ja immer wieder für Führung und Leadership!

Manchmal muss ein „ausgebildeter Steuermann“ auch entgegen der Mehrheit agieren, um das Schiff sicher in den nächsten Hafen zu bringen. Er muss darauf bestehen, dass diejenigen, die auch eigene Schiffe führen wollen, sich mit Themen beschäftigen, die wesentlich sind. Nur einen Einpeitscher einzustellen, der die Mannschaft immer und immer wieder antreibt um schneller zu rudern (Motivationstrainer) REICHT NICHT AUS UM EIN SCHIFF SICHER ZU STEUERN!

Ich rede hier nicht davon, wenn ein kleines Boot (Nebenberufler, der ein wenig dazuverdienen will) auf´s Wasser geht; ich rede hier von denjenigen, die am Ruder von großen Schiffen stehen wollen (Networker oder eben auch andere Menschen, die andere führen, die Verantwortung für ihre „Besatzung“ haben)! Hört auf Eure Mannschaft nur anzutreiben, sondern verbessert Eure Fähigkeiten als Steuermänner! Ein Schiff richtig geführt, kann schneller sein Ziel erreichen, wenn die Segel gut gesetzt und die Ressourcen gut verteilt sind! Hört auf Eure Mannschaft dafür verantwortlich zu machen, wenn das Schiff nicht in der gewünschten Geschwindigkeit das Ziel erreicht. Das hat IMMER etwas mit dem Zusammenwirken von den unterschiedlichsten Faktoren zu tun! Die Mannschaft ist eben NICHT für die Fähigkeiten des Steuermannes zuständig!

Was sind nun diese Fähigkeiten eines guten, ausgebildeten Steuermanns im Network? Klar: Kenntnisse des Schiffs (Produkte, Maketingplan etc.) aber eben besonders auch Navigation (Gesprächsführung, Kommunikationsfähigkeit, Balance zwischen Motivation, „learning by doing“ und Ausbildung),  Routenplanung (wer macht wann was, Systematik im Geschäftsaufbau, Duplikationsfähigkeit) und das Führen der Mannschaft (Leadership, Fähigkeit zur Lösung von Herausforderungen und Konflikten, psychologisches Vorgehen, Feedbackkultur, Bonding usw.). Wenn er gleichzeitg noch andere Kapitäne und Steuermänner ausbilden will, muss er zusätzlich noch lernen, wie er das weitergeben kann – also vom Lehrer zum Professor wird. Ansonsten bleibt es, was es bei Vielen ist: „Success by accident“ nach dem Motto: Erfolg kann man schon mal haben, aber eben zufällig

Ob Platon wohl alle verstanden haben? Sicher nicht, denn in seinem Beispiel verscheuchen ja die „Möchtegerns“ den „wahren Steuermann“. Und auch das passiert uns – aber es gibt eben auch Menschen, die WIRKLICH lernen wollen, ihr Schiff zu steuern, das Ruder des Lebens in die eigenen Hände zu nehmen! Und wie heißt es so schön: Der Schüler findet den Lehrer – wenn er bereit ist und den Verlockungen des „Sirenen“ widersteht …

Ihr/ Euer

Dirk (Jakob)

3 Kommentare zu „Wenn man keine Ahnung hat, sollte man einfach besser mal …

  1. Lieber Dirk,
    hier möchte ich – nein hier muss ich Dir 100% recht geben – dazu habe ich ein altes Schulheft heraus geholt und mich angenehm an einen alten und sehr guten Lehrer erinnern dürfen.
    Er hat uns damals diese Bilder als Aufgabenstellung überreicht…(lassen sich leider hier nicht einstellen –
    Googlehttp://www.thur.de/philo/philo5.htm)

    Was glaubst Du was für verschiedene und delikate Meinungen da zu Tage kamen!?!?

    Heute bin ich wieder einmal nur „Dankbar“ für so manchen „Brückenpfeiler“, der einem im Leben gesetzt wird – als Beispiel:
    Ich bin noch keine Physiotherapeutin – habe mich aber bei einem Fortbildungskurs angemeldet, der nur für Therapeuten zugelassen ist!
    ICH will aber diesen Schein haben und habe fast täglich mit dem Geschäftsführer dieser Firma in schriftlicher Form kommuniziert!
    Und – ich werde nun die erste nicht Therapeutin sein, die diesen Kurs mit Sondergenehmigung belegen darf und was ich heute noch nicht weiß, aber mir wünsche – bestehen werde!!!
    Zitat von Dir: „Es gibt eben auch Menschen, die WIRKLICH lernen wollen, ihr Schiff zu steuern, das Ruder des Lebens in die eigenen Hände zu nehmen…“
    Ich habe eine Weile gebracht – warum spielt hier keine Rolle… doch wenn der Wille GROSS genug ist, das Herz voller „ja’s“, der Verstand auf gutem Kurs, dann können die Sirenen noch so laut „heulen“ – der Kurs wird gehalten, denn: “ Der Schüler findet den Lehrer – wenn er bereit ist und den Verlockungen der „Sirenen“ widersteht …“, so ist es!!!
    Herzlichst Anja

  2. Hallo Dirk,

    vielen Dank für diese tolle Website. Von allen Beiträgen, hat mich dieser hier am meisten ins Nachdenken gebracht, denn wenn ich so auf mein Schiff schaue, dann sieht das hier auch ziemlich chaotisch aus.
    Und dass es so nicht wirklich gut funktioniert, ist nicht zu übersehen. Wir schwimmen halt nur so langsam vorran. Aber mit Seefahrt hat das nichts zu tun.

    Danke und liebe Grüße

    Bea

  3. Hallo lieber Dirk,

    Dein Eintrag datiert vom 20. Februar 2011 habe ich erst heute, 20 Monate später, zu Gesicht bekommen.

    Wie wahr ist dies doch alles und: wenn doch alle all dies zu Herzen nehmen würden, hätten wir es viel leichter auf dieser Erde.

    Mit den besten Grüssen aus der Schweiz, Pius.

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