Heute Morgen war ich einmal wieder mit meinem Hund spazieren; ein sonniger, klarer Tag, und auf einmal hatte ich wieder einen Gedankenblitz … .
Geht es Ihnen auch manchmal so, dass Sie denken „Ich verstehe diesen Menschen überhaupt nicht …“ Sei es, dass er Sie persönlich enttäuscht hat, einfach „unmögliche Dinge“ tut, sich entgegen jeder Vernunft verhält, sich selbst boykottiert oder sämtliche Versprechungen und Vereinbarungen über den Haufen wirft und in einer Art und Weise agiert, die Sie nie für möglich gehalten haben. Dann fragt man sich manchmal. „Habe ich mich so getäuscht?“
Es wird vermutlich allen Menschen so gehen und ich gehöre zu der „Spezies“, die versucht, meinen Gegenüber auch zu verstehen, seine Handlungsgründe nachzuvollziehen und ihm gerecht zu werden. Sicher sieht dieses „gerecht werden“ aus den unterschiedlichen Perspektiven anders aus und ein Kind wird bezüglich der Aspekte „Sicherheit/ Disziplin/ Lernbereitschaft etc.“ etwas anders als gerecht und richtig empfinden als die Eltern. Ein Unternehmensführer wird andere Prämissen haben als der Angestellte weil er einfach wesentlich mehr und teilweise andere Belange berücksichtigen muss.
Ein Mentor sollte vor allem das Potential seines Coachees sehen und nicht so sehr die Komfortzone, sodass alleine aus diesem Grunde hier immer eine Spannung entsteht. Auch wenn sich der Gecoachte (Coachee) im Vorfeld entscheidet sich in die Hände des Coaches zu begeben, ihm zu vertrauen und sein Feld außerhalb der Komfortzone zu erkunden – es wird immer Bereiche geben, die er eben von sich selbst noch nicht kennt und vorher daher nur die Absicht äußern kann, wie er sich in solchen Situationen verhält. Sicher ist man sich als Coach aber nie und es braucht Größe zu sehen, wie sich in gewissen Situationen dann doch der Coachee in alte Verhaltensweisen zurückzieht. Es braucht Mitgefühl, das vielbeschriebene „Loslassen“ und Wissen, dass alles gut so ist, wie es ist! Je mehr ich persönlich mit diesem Gefühl gehadert habe, desto eher wusste ich im Nachhinein, dass ich persönliche Interessen hatte und glaubte zu wissen, was gut für mein Gegenüber ist.
Das mag in manchen Situationen auch gut möglich sein – aber wir wissen nicht WANN und unter welchen Umständen unser Gegenüber diese Erfahrung machen muss/ sollte.
Was wir auch nicht wissen – und das ist mir eben ganz klar geworden – ist, wie die „(unbewusste) innere Verpflichtung“ unseres Gegenübers ist. Was meine ich nun mit „innerer Verpflichtung“. Hierzu möchte ich ein Beispiel geben:
Stellen Sie sich vor, Sie haben als Kind miterlebt, wie sich Ihre Eltern ständig um das Thema Geld gestritten haben. Sie haben sich gezankt und es blieb nicht dabei – fast immer bei Stresssituationen ging es um das Thema „Geld“, ob es um den Urlaub ging, ein 2. Auto, Ihre Bildung, was sie sich erlauben konnten (und was nicht), was sie Ihnen geschenkt haben, wie unsicher sich Ihre Eltern gefühlt haben als es um das Thema „Altersversorgung“ ging, um Annehmlichkeiten usw.. Letztendlich hat das Ihre Eltern auch auseinandergebracht und Sie haben in Ihrer kindlichen Einfalt genau das als Trennungsgrund erkannt, wollten aber in keinem Fall, dass die Familie auseinander bricht. Ihr Empfinden war „Zu wenig Geld ist die Wurzel allen Übels!“ und haben dann die Entscheidung getroffen „Ich werde nie zu wenig Geld haben.“ Das ging mit der inneren Verpflichtung einher „Ich werde ALLES dafür tun immer genug Geld zu haben!“
Nun werden Sie in Ihren Folgejahren alle Ihre Handlungen und Bestrebungen danach richten, „genügend“ Geld zu haben. Sie werden Beziehungen dafür in Frage stellen, Ihre Gesundheit vernachlässigen, auf einen funktionierenden Freundeskreis verzichten – nur um „genügend Geld“ zu haben. Wann nun wirklich „genügend“ ist, dass ist sicher einerseits von der damaligen Situation abhängig und andererseits Ihrem Lebensstil (neben vielen anderen Aspekten). Darauf will ich auch hier an dieser Stelle gar nicht hinaus. Was ich meine, ist, dass Sie SÄMTLICHE Ihrer Handlungsaspekte, Ihren Zielen etc. genau dieser inneren Verpflichtung „opfern“ werden. Ja, es kann sogar zu inneren Konflikten führen, Sie können sich z.B. nach einer liebevollen Beziehung sehen – letztendlich würde aber alles dieser „inneren Verpflichtung“ geopfert. Ja Sie würden sogar IHRE EIGENE Familie verlassen und das Drama wiederholen … .
Das wirklich verrückte ist aber, dass sich die meisten Menschen ihrer „inneren Verpflichtung“ nicht klar sind – Sie KENNEN sie nicht einmal! Manchmal kann es sein, dass sie sich selbst nicht verstehen und fragen „Warum habe ich das nur getan?“ Die Antwort: Weil sie ihrer unbewussten inneren Verpflichtung Rechnung getragen haben!
Partnerschaften beruflichen und privaten Charakters funktionieren auch dann nur langfristig, wenn die „inneren Verpflichtungen“ in die gleiche Richtung gehen. Ja, es können sogar „atmosphärische Störungen“ auftreten – es spielt keine Rolle, wenn beide eine ähnliche innere Verpflichtung haben. Andererseits kann „äußerlich“ alles stimmig sein – gehen diese inneren Verpflichtungen in unterschiedliche Richtungen wird auf Dauer eine Trennung unabwendbar sein. Dies – wie geschrieben – nicht nur im privaten sondern auch im beruflichen Bereich.
Agiert also ein Mensch mit der (unbewussten) inneren Verpflichtung „Menschen beizutragen“ und stößt auf ein Unternehmen mit der Maxime „Geld und Macht“, so kann es dauerhaft nicht zu einer zufriedenen Zusammenarbeit kommen. Oder umgekehrt: Schreibt sich ein Unternehmen auf die Flagge (und hat die innere Verpflichtung) nur unter dem Aspekt des ganzheitlichen Erfolges ihren Unternehmenserfolg aufzubauen, werden sich Menschen von ihm distanzieren, die einfach nur „Ich will Geld“ als oberste Handlungsmaxime haben. Denn aus der (unbewussten) inneren Verpflichtung entsteht die oberste Handlungsprämisse! Sogar scheinbar widersprüchliche Entscheidungen werden getroffen und „durchgezogen“, wenn es darum geht, ob man seiner inneren Verpflichtung nachgeht oder nicht. So kann es sein, dass der Mensch „eigentlich“ ein harmonisches Familienleben haben möchte –sobald es mit der inneren Verpflichtung in Konkurrenz steht, wird es nicht mehr die oberste Priorität haben.
So gibt es Menschen deren innere Verpflichtung es ist Anderen zu helfen – bis zur Selbstaufgabe; oder reich zu sein – bishin dazu andere zu übervorteilen (was sie „eigentlich“ gar nicht wollen); oder für die Kinder da zu sein – bis dahin eigene Interessen völlig außer Acht zu lassen; oder „jung zu bleiben“ – bis zu dem Punkt an dem auf den natürlichen Prozess des Köpers keinerlei Rücksicht mehr genommen wird.
Wie kann man nun erkennen, welche innere Verpflichtung Menschen haben? Da glaube ich, dass wir als Basis ein altes Sprichwort hernehmen können „An den Taten sollt ihr sie erkennen!“ Wie Menschen gerade in Stress- oder Konfliktsituationen handeln, sagt sehr viel über ihre eigene innere Verpflichtung aus. Es kann sein, dass sie es selbst leugnen, denn ich bin der Meinung, dass die meisten ihre eigene innere Verpflichtung gar nicht kennen! Ob das ein Dilemma ist? ABER WAS FÜR EINES!
Wozu ist es gut zu wissen?
Einerseits ist es sicher gut zu erkennen, wie man selbst geprägt ist, welche oberste Handlungsmaxime wir in unserem Leben haben um diese gegebenenfalls zu ändern, denn das ist möglich! Wie? Durch Einsehen, Änderungen der Glaubenssätze, Paradigmen und Wahrnehmungen, Anpassung der Handlungen und BEWUSSTEM Tun! Wie können Sie sich nun selbst auf die Schliche kommen um eventuell Ihren Selbstboykottprogrammen auf die Schliche zu kommen? Beobachten Sie sich, schauen und analysieren wie, wie sie in Stresssituationen reagiert haben, welches Ihre „wichtigsten Werte“ sind – und sein Sie da vor allem weder selbstgerecht noch zu kritisch. Sich auf die Schliche zu kommen hat etwas unendlich Heilendes!
Aber auch im Umgang mit anderen Menschen ist es gut zu wissen, welche inneren Verpflichtungen Sie selbst und Ihr Gegenüber haben. Es ist hilfreich um Menschen zu verstehen, denn sie werden keinem böse sein der sie verlässt, wenn sie WISSEN, dass es nicht passt. Denn mal im Ernst: Wollen Sie IHR Ziel um JEDEN Preis erreichen? Wenn ja, dann kennen Sie jetzt ja zumindest eine Ihrer inneren Verpflichtungen: „Erfolg um jeden Preis!“ Selbstverständlich kann es sein, dass wir nicht nur eine, sondern eventuell mehrere dieser inneren Verpflichtungen haben – aber sicher keine Dutzende … . So können Sie nachvollziehen, warum sich auf einmal Menschen wieder zusammentun, die sich vorher gestritten haben als wenn es kein Morgen gibt, andere sich von Ihnen abwenden, andere wieder scheinbar irrational zu Kindern werden, lügen, keinerlei Selbstreflektion haben, über sich hinaus wachsen usw.. Denn: an den Taten sollt ihr sie erkennen …
Nehmen Sie sich also Zeit um sich besser kennen zu lernen – und wenn sie das nächste Mal Menschen nicht verstehen dann denken Sie daran „Wer kennt schon seine tiefste innere Verpflichtung?“ Eventuell (und sogar wahrscheinlich) kennt er sie selbst nicht – und dann kann man schon viel gelassener sein und verstehen.
In diesem Sinne wünsche ich klare Erkenntnisse.
Ihr/ Euer
Dirk (Jakob)
PS: Wahrscheinlich werden sich Einige denken können, warum ich ein Bild von Michael Jackson als Startbild genommen habe. Wir wissen zwar nicht wie seine innere Verpflichtung aussah – aber haben wir die Auswirkungen nicht alle erlebt? Und wir ALLE stehen im Schatten dieser, unserer inneren Verpflichtungen …
ein wunderbare Anregung!
Du hast ja heute wieder sooooo recht lieber Dirk……allerliebste Grüsse aus Miami, von einer, die in den letzten Jahren nicht schlecht gestaunt hat, während sie sich auf die Schliche kam ….Doris