Ich treibe mich ja auch ab und zu auf facebook herum … . Morgens angestellt, tagsüber einfach mal flüchtige Blicke drauf geworfen und ein paar Kommentare abgesetzt und Artikel und Neuigkeiten, die ich für wert halte geteilt zu werden, veröffentlicht; so sieht mein fb- Leben aus. Es kommen viele Anfragen, die ich „liken“ soll – aber ich schaue schon hin, was das ist – denn was wäre sonst ein „like“ wert, wenn ich mich nicht damit beschäftige? Auch mögliche fake- Meldungen prüfe ich in einer Liste, denn die ganzen Hilfeaufrufe, Viruswarnungen etc. sind einfach meist von irgendwelchen Leuten, die zu viel Zeit haben, erdachte Post´s. Letzte Woche ist mir aber etwas „passiert“, was ich in der Form so noch nicht erlebt habe und was mich zum Nachdenken angeregt hat.
In diesem Post, den ich geteilt habe, ging es darum, dass ein Stierkämpfer wohl während eines Kampfes zu der Einsicht kam „Ich muss was ändern“ und mit seinem Job gebrochen hat, ihn also nicht mehr ausführte. Er soll unter anderem folgendes gesagt haben (unter dem Bild ist das so zu lesen): „Und letztlich schaute ich den Stier an. Er hatte die Unschuld, die alle Tiere haben, in seinen Augen. Und er hatte dieses Flehende in seinem Blick. Es war wie ein Aufschrei nach Gerechtigkeit, tief in mir. … Ich fühlte mich wie der mieseste Haufen Scheisse auf Erden.“
Nun kommt das eigentlich ungewöhnliche bzw. das, was mich wirklich hat innerlich aufhorchen lassen: Innerhalb von nicht ganz 3 Tagen haben diese Geschichte über 1.100 Menschen mit einem „like“ markiert und über 500 geteilt. Die Äußerungen unterhalb des Bildes waren zu 95 % in der Art, als das sich Menschen über diese Einsicht gefreut, den Stierkampf verurteilen, ihre Einstellung zu dem Vorfall geäußert haben und sogar meinten „Endlich mal was Sinnvolles, was hier gepostet wird bei all dem Müll“. Der „Hunger“ nach Sinnhaftigkeit, Menschlichkeit und positiven Veränderungen scheint wirklich überwältigend zu sein! Das freut mich sehr, habe ich mich doch diesen Qualitäten verschrieben!
Das es auch einen „Heißhunger“ nach positiven Gefühlen, mitreißenden Emotionen und begeisterndem Miteinander gibt, zeigt jedes mal, wenn bestimmte Sportler Herausragendes leisten – man erinnere sich an das Sommermärchen, die letzte (Männer oder Frauen- Fußball-) WM oder EM. Auf einmal liefen alle wieder mit Fahnen durch die Gegend, schauten gemeinsam Fernsehen und das „public viewing“ hat Viele erfasst …
Es gab aber auch 2 unter den Hunderten von Menschen, die meinten, dass auch diese Geschichte sich nicht so zugetragen hat, der Torero verletzt wurde und es so, wie er zitiert wurde, nicht stimmt. Und genau da möchte ich ansetzen …
Wenn so viele Menschen sich über so eine Geschichte positiv berührt und angesprochen fühlen – ist es dann wichtig, dass es zu 100 % „den Tatsachen entspricht“? Zuerst einmal denkt man sich „Aber sicher…“ – denken wir aber einmal weiter. Wissen wir wie oft wir „negativ manipuliert“ werden, wie oft man uns im Fernsehen, Zeitungen oder Magazinen Dinge versucht aufzutischen, die wir für bahre Münze nehmen sollen? Uns wird erzählt, dass wir den Gürtel enger schnallen sollen, während diejenigen, die das erzählen, sich mit 2- stelligen Verdienstzuwächsen belohnen; diejenigen, die uns falsche Geschichten erzählen um an unser Geld in Form von Investments zu kommen dicke Provisionen auch bei Verlusten einstreichen; diejenigen, die uns Moral predigen immer wieder bei Überschreitungen von Gesetzen erwischt werden … . Die Liste ist lang.
Ich will hier auch nicht mit „Verschwörungstheorien“ kommen, den „Nine-Eleven“ Vorfall, den Versuchen uns mit Hysterie gegen die „Schweinegrippe“ oder sonst etwas impfen zu lassen, dem Loblied auf die Ärzte und der fast generellen Verurteilung alternativer Heilmethoden, den Geschichten, die in die Welt gesetzt werden um Kriege zu beginnen, der angeblichen Hyperaktivität von Kindern, die derart starke Medikamente nehmen müssen, dass sie in das Betäubungsmittelgesetz fallen, usw. – die unendliche Geschichte. Was ist davon „wahr“? Wie beeinflusst das unser Leben? Wie oft werden wir mit uns nachteiligen „Geschichten“ konfrontiert, die uns in eine bestimmte Richtung drängen sollen und uns eher mit negativen Emotionen belasten als uns aufbauen?
Sicher ist es kein Grund zu sagen „Nur weil uns negative Geschichten aufgetischt werden müssen wir keine positiven erfinden…“ – das stimmt. Aber mal ehrlich: Wenn dies keinem schadet sondern uns „nur“ einige gute Momente schenkt, uns darin bestätigt an mehr zu denken als an uns selbst oder uns einfach gut fühlen lässt – wo liegt dann die Gefahr?
Ist es nicht legitim, sich auch die „Geschichten“ herauszusuchen, die uns aufbauen? Ist es nicht sogar gut für uns – sagen wir einmal, wenn wir in einem Network starten oder auch schon länger dabei sind – uns mit denjenigen zu beschäftigen, die uns aufbauen und positive Neuigkeiten verbreiten, als mit „Meckerern“, die nur darauf aus sind das „Haar in der Suppe“ zu finden? Das alles darf natürlich nicht „erfunden“ oder gelogen sein, nein – aber ist es nicht für das gesamte System förderlicher, wenn wir unsere Energie dem zuwenden, was wir wollen und was uns unterstützt? „Aber Du musst doch sehen, dass da was nicht stimmt ..“ – klar sollte ich das; als Führungskraft MUSS ich es sogar! Denn diese Dinge zu leugnen führt meist zu einem Zusammenbruch. Aber muss ich dem meine Energie zuwenden, meine Emotionen schenken? Sicher nicht, denn ich kann mit klarem Kopf an Lösungsmöglichkeiten gehen und Verbesserungen vorschlagen. Aber das mich Fehler oder Missstände emotional packen müssen – das ist sogar eher kontraproduktiv! Erkenne den Fehler und beseitige ihn!
Das hat nichts – mit dem bei den Lesern bestimmter Lektüre so viel zitierten „positiven Einstellung“ – zu tun! So hatte ich letzte Woche genau einen solchen Coachingfall, bei der eine Führungskraft mit aller Macht versuchte den `worst Case´ auch gedanklich nicht aufkommen zu lassen – und das mit der Begründung, dass sie erst mit der Beschäftigung dieses Falles diese Möglichkeit „Realität werden lassen kann“ in ihr Leben ruft. Das ist natürlich absoluter Quatsch! Denn faktisch passiert das Gegenteil: Dadurch, dass sie mit so massiver Energie diesen `worst case´ erst gar nicht gedanklich durchspielen will, gibt sie ihm viel Kraft. Was tun? Einfach „mit kühlem Kopf“ die Situation durchgespielt, quasi „die Luft raus lassen“ und sich überlegen, was man tun kann, wenn bestimmte Dinge passieren. So hat man sich zwar „mit dem Negativen“ beschäftigt, weiß aber, dass man auch darauf reagieren kann und wendet sich dann in einer emotionalen Freiheit dem zu, was man will. Viele, die meinen „positiv denken“ zu müssen, machen eben genau das nicht und fragen sich dann hinterher „Warum passiert das gerade mir?“ …
Wie ich in meinem vorherigen Blog geschrieben habe – es ist eine Entscheidung! Was ich in meinem Leben als wichtig erachte, welche Richtung ich meiner Energie gebe, was mich nervt, ängstigt, freudig erregt, was mich inspiriert, (de-)motiviert oder aktiv sein lässt, ist bei bewussteren Menschen eine EIGENE Entscheidung. Sonst – und ich gebe zu, dass das bei Vielen der Fall ist – wären wir ferngelenkte Wesen, deren Verhalten dadurch bestimmt wird, was im Umfeld passiert. Tiere, die ihren Instinkten nachgehen – und das mit einer intellektuellen Fähigkeit, dies auch noch zu begründen.
Ich mag es inspiriert zu werden – und muss nicht in aller Konsequenz nachforschen, ob auch alles „der Wahrheit“ entspricht. Ich mag es nicht belogen zu werden – aber das ist etwas ganz anderes. Ich mag es, wenn Menschen sich gegenseitig unterstützen, sich „eine gute Zeit“ verschaffen. Ich mag keine Heuchelei – und auch das ist etwas komplett anderes. Es ist in etwa der Unterschied zwischen Retter und Coach: der eine (Retter) sieht was beim Anderen fehlt und meint es selbst erledigen zu müssen während der andere (Coach) genau das gleiche sieht, aber seinen Gegenüber unterstützt, diese Herausforderung selbst zu meistern. Der Blickwinkel ist ein komplett anderer!
Was meinen Sie? Was meint Ihr?
Ihr/ Euer
Dirk (Jakob)